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Was genau ist Grappa eigentlich?
Grappa ist quasi die National-Spirituose Italiens und hatte ursprünglich die gleiche Aufgabe wie hierzulande der Obstler – es ging schlicht um Resteverwertung. Nämlich um die „Reste“, die bei der Wein-Herstellung übrig blieben, die Kerne und Schalen der Trauben, im Fachjargon Trester genannt.
Im Unterschied zu manch anderen hochprozentigen Kostbarkeiten, die in verschiedenen Ländern der Welt produziert werden, ist die Herkunft von Grappa streng geregelt. Grappa darf ausschließlich in Italien oder der italienischen Schweiz hergestellt werden, wie die EG-Regelung Nr. 15789 festlegt. Es gibt demnach keinen französischen, deutschen, österreichischen oder schweizer Grappa. Trester-Destillate aus diesen Ländern müssen als „Trester-Brand“ verkauft werden.
Die italienischen Regionen Venetien und Friaul zählen heute zu den bedeutendsten und renommiertesten Grappa-Regionen.
Grappa: Vom „Bauernschnaps“ zum Trendgetränk
Das überlieferte Herstellungsprinzip von Grappa hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Grappa wird an sich aus den Resten des Weinanbaus (dem Trester oder Treber) gewonnen. Dieser Trester setzt sich aus Traubenschalen, Stielen sowie den Traubenkernen zusammen. Grappa muss einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent aufweisen, sein Geschmack wird maßgeblich von der Qualität der eingesetzten Rohstoffe bestimmt. Je frischer der verarbeitete Trester ist, desto deutlicher bleiben die Fruchtnoten im fertigen Grappa erhalten.
Grappa hat seinen Ursprung in Norditalien, ein konkreter Geburtsort ist hingegen nicht bekannt. Bereits im 15. Jahrhundert existierte ein florierender Handel mit Tresterbränden, der weit über die italienischen Landesgrenzen hinausreichte. Die Herstellung war streng reglementiert, jedoch durften die italienischen Landwirte kleine Mengen für den Eigenbedarf brennen. Und das taten sie dann auch… in rauen Mengen. Dies hatte zur Folge, dass Grappa in Verruf geriet und als minderwertiger Bauernschnaps bezeichnet wurde.
Im Laufe der Jahrhunderte konnten die traditionellen Destillationsverfahren stetig verbessert und modernisiert werden. Auch die Trester wurden immer reiner und vor allem wurde nicht mehr jeder Rückstand der Weinproduktion verwendet. Das hatte zur Folge, dass aus einer einfachen, wenig geschätzten „billig-Spirituose“ ein Edeldestillat wurde, das mittlerweile außerordentliche Genussmomente verspricht.
Wie wird Grappa hergestellt?
Die Brenngeräte für die Grappa-Herstellung sind im Prinzip die gleichen, die auch für die Herstellung von Obstbränden verwendet werden. Sie setzen sich aus vier Teilen zusammen: ein Kessel, der durch einen Deckel (Helm oder Dom) verschlossen wird. Dieser wiederum ist mit einem Dampfrohr verbunden, das zum Kühler (Kühlschlange) führt, der sich in einem Behälter mit kaltem Wasser befindet. Der Kessel wird zum Brennen mit einem Gemisch aus Trester und Wasser befüllt und vorsichtig zum Kochen gebracht. Der flüssige Teil verwandelt sich daraufhin zu Dampf, der durch das Dampfrohr in den Kühler gelangt, wo er kondensiert und wieder flüssige Gestalt annimmt: als Grappa.
Eine Herausforderung beim Brennvorgang ist das Trennen von erwünschten und unerwünschten Destillat-Teilen, die beim Destillieren entstehen. Und hier kommt das Können des Brennmeisters ins Spiel. Seine Aufgabe ist es, die „guten“ von den „schlechten“ Dämpfen zu trennen, wobei die Physik Hilfe leistet. Jede Trester-Komponente (insgesamt sind etwa 300 verschiedene Komponenten bekannt!) erreicht ihren Siedepunkt bei einem anderen Temperaturgrad. Der Brennmeister nutzt dieses Wissen (und seine Erfahrung, plus jede Menge Bauch- und Fingerspitzengefühl), um zum richtigen Zeitpunkt Vor-, Mittel- und Nachlauf abzutrennen. Nur der Mittellauf (Feinbrand) wird für die Grappa-Herstellung verwendet. Der Vor- und Nachlauf (= der erste und der letzte Teil des Destillats, das beim Brennen entsteht) werden separiert und anderen Zwecken zugeführt. (Zum Fenster putzen zum Beispiel.)
Letztlich entscheidet tatsächlich allein das Feingefühl des Brennermeisters beim Scheiden des Vor- und des Nachlaufs über die Qualität des Grappas. Schon ein kleiner Anteil versehentlich nicht abgetrennten Vorlaufs kann eine Grappa Charge geschmacklich ruinieren.
Die unterschiedlichen Brennmethoden
Das Grundprinzip des Brennens ist immer das selbe: man bringt Flüssigkeit zum Sieden, kühlt die sich entwickelnden Dämpfe ab und kondensiert sie. Soweit so gut.
Das Ganze kann man jedoch mittels unterschiedlicher Brennmethoden durchführen – nämlich kontinuierlich, periodisch oder gemischt.
- Die periodische Methode ist der Klassiker: Der Destillierkessel wird mit dem schon erwähnten Trester/Wasser-Gemisch gefüllt und erhitzt, der Dampf kondensiert, Vor- und Nachlauf werden vom Feinbrand separiert. Nach diesem Brennvorgang leert der Brennmeister den Kessel aus und reinigt ihn penibel. Erst dann ist der Kessel bereit für den nächsten Destillationsvorgang.
- Beim kontinuierlichen System wird das Brenngerät dagegen unentwegt mit frischem Trester befüllt. Daraus gewinnt man das sogenannte Phlegma (ein Grappa mit niedrigerem Alkoholgehalt und sämtlichen Unreinheiten). Dieser Grappa wird seinerseits wieder fortlaufend einer Trennsäule zugeführt. Dort erfolgt die Alkoholkonzentration. Das Scheiden des Vor- und Nachlaufs und des Feinbrands erfolgt durch Entnahme aus der Trennsäule, die sich nach unterschiedlichen Höhen richtet.
- Und dann gibt es noch das gemischte System der zweifachen Destillation: Dabei wird das im kontinuierlichen Brenngerät gewonnene Phlegma in traditionellen Kesseln im Wasserbad erneut destilliert. Diese Kessel werden periodisch gefüllt und geleert, die Trennung des Vor- und Nachlaufs erfolgt manuell durch den Brennmeister.
Grappa: In der Ruhe liegt der Geschmack
Grappa lebt von seinen weichen, harmonisch abgestimmten Fruchtnoten. Aus diesem Grund sollte der Trester möglichst frisch verarbeitet sowie sorgsam destilliert werden. Grappa kann aus roten und weißen Traubensorten hergestellt werden. Bei der Herstellung von Weißwein wird der Trester unverzüglich vom Most getrennt und wird danach durch Zusatz von Hefe-Kulturen vergoren. Bei der Rotweinherstellung wird der Traubentrester zusammen mit dem Most vergoren. Im Anschluss daran kann unverzüglich mit der Destillation begonnen werden. Während der Destillationsphase wird der Trester schonend und mit Bedacht erhitzt. Die alkoholischen Dämpfe steigen auf, nehmen Kontakt zum Kupfer der Brennblase auf, werden danach abgeleitet sowie gekühlt und schließlich in einem Sammelbecken aufgefangen. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden, um besonders reinen Grappa zu gewinnen.
Grappa ist ein qualitativ hochwertiges Destillat, das im Holzfass reifen kann, aber nicht muss. Grappa Bianca zum Beispiel wird traditionsgemäß direkt nach der Destillation in Flaschen abgefüllt. Eine Lagerung in Holzfässern lässt den Grappa reifen und trägt dazu bei, dass er seine sortenspezifischen Raffinessen entfalten kann. Das Destillat gewinnt an Fülle und Süße, leicht rauchige Holzaromen harmonieren ausgezeichnet mit dem italienischen Tresterbrand. Grappas, die in Kirschholzfässern gelagert werden, zeichnen sich durch ihr süßliches Aroma aus, während Grappas aus Eichenholzfässern deutlich herber schmecken.
Die unterschiedlichen Grappa-Sorten
Grappa besticht üblicherweise durch seine ausgeprägten Fruchtaromen, die den Gaumen angenehm umschmeicheln. Seine geschmackliche Vielfalt lässt keine Wünsche offen und wird durch eine fachgerechte Lagerung im Holzfass zusätzlich betont. Grappas mit kräftiger Struktur werden in erster Linie aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Brachetto oder Barbera gewonnen. Die Rebsorten Chardonnay und Refosco eignen sich für die Herstellung von leichten, sanftmütigen Grappas. Generell wird Grappa in folgende vier Gruppen unterteilt:
- Weißer Grappa (Grappa Giovane oder Grappa Bianca) wird nach dem Brennen und nach dem Ruhen in Stahl- oder Glasbehältern direkt in Flaschen abgefüllt. Dieser Grappa ist farblos, mit delikatem Duft und trockenem, unverfälschtem, zartem und reinem Geschmack.
- Gealterter Grappa (Grappa Riserva oder Grappa Stravecchia): Diese Variante reift mindestens 24 Monate in Eichenfässern. Die Farbe reicht von zartgelb bis zu dunklem Bernstein, der Geschmack ist weich und delikat.
- Aromatischer Grappa (Grappa Aromatica) wird aus Trestern besonders aromatischer Trauben gewonnen, z.B. Muskateller, Traminer, Müller Thurgau, usw.
- Aromatisierter Grappa (Grappa Aromatizzata): Dem Grappa werden Kräuter, Wurzeln oder Früchte beigefügt, die Aromen und Düfte abgeben, z.B. Grappa mit Enzian, Latschenkiefer, Waldmeister, Heidelbeeren, Himbeeren, usw.
Grappa stilvoll trinken und mit allen Sinnen genießen
Um einen Grappa bestmöglich genießen zu können, sind zwei wesentliche Kriterien ausschlaggebend: das richtige Glas sowie die optimale Trinktemperatur. Grappagläser erinnern durch ihre markante Form an eine Tulpe. Sie verfügen über einen langen Stiel sowie eine bauchige Kelchform, die nach oben hin schmal zuläuft. Ein frischer Grappa wird vorzugsweise mit einer Temperatur von etwa 10 Grad serviert, während ältere Grappasorten erst bei Raumtemperatur ihr geschmackliches Potenzial offenbaren. Nach dem Einschenken sollte der Grappa einige Minuten ruhen, damit sich die Aromen im Glas sammeln können.
Einige Grappa-Highlights aus unserem Sortiment
Von leicht bis komplex, von klaren bis hin zu sehr altem, lang gereiften Grappa – bei uns im Shop wirst du garantiert fündig.
- Walcher Lagrinum Riserva Imperiale: Der machtvolle Lagrinum wird sortenrein, in begrenzter Stückzahl aus den Trestern der Lagrein-Traube gewonnen. Der Grappa ist ein äußerst eleganter und weicher Vertreter der Tresterbrände mit intensiven Vanillenoten, gut eingebauter Eichenwürze und einer zarten Fruchtigkeit.
- Berta Tre Soli Tre: Ein kleiner 8 bis 10 Jahre alter Charmeur aus dem Piemont. Tre Soli Tre wird aus den Trestern der Nebbiolo Traube destilliert und reift fast ein Jahrzehnt im Eichenfass nach. Seine sehr fruchtige und cremige Textur brilliert mit der dichten Melange seiner Rebnoten.
- Nardini Mandorla: Grappa, verfeinert mit Sauerkirschdestillat und Mandelöl. Am Gaumen zeigt der Mandorla sofort, was in ihm steckt: intensives Mandelaroma und eine vehemente Kraft, die er elegant in einen Mantel aus Seide hüllt.
- Marzadro Espressioni Solera: Hochwertig verarbeitet und einzigartig im Geschmack. In ihrer Linie „Espressioni“ vermählt Marzadro die Tresterbrände dreier Jahrgangs-Rebsorten. Der Grappa Solera ist ein durch und durch runder, würziger und reichhaltiger Beweis der Marzadro-Grappa-Kunst.
- Psenner Adorata: Weißburgunder, Chardonnay und die Sorten Muskateller sowie Sauvignon wurden zu dem Adorata von Psenner vermählt. Ein vielversprechender Grappa, der sich äußerst fruchtig mit eingebetteten Nüssen und Holz präsentiert.
- Poli Due Barili: Im Sherry-Fass gereifte Grappa-Komponenten vermählt mit in Cognac-Fässern gelagerten Anteilen sorgen für ein herrlich komplexes Gaumenspektakel! Ein seidenweicher Grappa mit einer satten Schicht Schokolade, gespickt mit Rosinen, Nüssen und Pflaumen.
- Sibona XO: Ein Spitzen-Grappa von einem vielfach preisgekrönten Familienunternehmen. Der Sibona XO präsentiert sich nach seinen 6 Jahren im Eichenfass sehr warm, feinfruchtig und grandios würzig.
- Nardini Extrafina: Von einem Grappa-Künstler der ersten Stunde. Der Extrafina wurde unter anderem auch im aromaschonenden Vakuum-Destillationsverfahren hergestellt. Dieser bianco Grappa von Nardini brilliert vor allem mit seinem weichen fruchtigen Teint.